Die re:publica ist immer noch anders. Sie ist zwar ein Stück weit bekannter und damit erwachsener geworden. Aber sie hat immer noch dieselbe Ausstrahlung auf ihre Teilnehmer wie in den vergangenen Jahren. Die als Blogger-Treffen oder "Internet-Aktivisten-Treffen" bezeichnete Konferenz, ist eigentlich gar keine. Viel besser passt auf die re:publica der Name digitales Festival. Auf dem die Themen Urheberrecht und Meinungsfreiheit eine zentrale Rolle spielen.
Reale und virtuelle Umgebung der re:publica 2012
Die re:publica fand 2012 in einer neuen Location, dem ehemaligen Postbahnhof Station Berlin statt. Der Friedrichstadtpalast hat der Veranstaltung in den letzten Jahren zwar jede Menge Charme verliehen, hätte aber spätestens in diesem Jahr den Rahmen gesprengt. 2012 wurden knapp 4.000 Besucher erwartet. Die Station Berlin steht seinem Vorgänger in Sachen Ausstrahlung ebenfalls in nichts nach. Die Zahlen der re:publica 2012 sprechen für sich: 350 Referenten aus 30 Ländern, 20.000 Quadratmeter, 200 Stunden Programm, 8 Bühnen.
Anhand der Online Aktivitäten rund um die re:publica 2012 lässt sich deutlich auch die virtuelle Größe und Einflussstärke des Events ablesen. Sie hat in drei Tagen einen enormen Buzz im Social Web erzeugt.
Allein in den ersten zwei Tagen wurden 30.000 Posts der re:publica zugeordnet. Dabei lief 97 % der Konversation über Twitter. Kurz: am Hashtag #rp12 kam man dieser Tage nur schwer vorbei.
Radian6 hat hierzu einige schöne Infografiken bereit gestellt:
Vergleicht man die Erwähnungen der Speaker im Netz, so lässt sich ablesen, dass die Vorträge von Eben Moglen, Sascha Lobo, Markus Beckedahl und Fadi Salem am häufigsten genannt wurden:
Die tag cloud von Meltwater Buzz zeigt, dass die Schlagwörter "Sascha Lobo", "WLAN", "Udo Vetter" und "Bier" hoch im Kurs bei den Twitterern standen.
re:publica 2012 - Freies Denken braucht Freie Medien
Der Eröffnungsvortrag von Eben Moglen mit den Titel "Why Freedom of Thought Requires Free Media and Why Free Media Require Free Technology" gilt jetzt schon als absolutes Highlight der Konferenz. Mit seinen düsteren Zukunftswarnungen vor der totalen Überwachung des Menschen im Internet durch Google, Facebook und Co. zeichnet er nicht gerade ein optimistisches Bild der digitalen Technologie. Der einzige Ausweg besteht in frei zugänglicher Software und Netzwerken, die nicht der Kontrolle von Staaten und Konzernen unterliegen: "too many people hoped and dreamed for what we can still make possible. We must not fail."
re:publica 2012 - Eingeflauscht
Sascha Lobos Überraschungsvortrag zum "Stand des Internets" bildete den grandiosen Abschluss des ersten re:publica Tages. Darin stellte er 3.5 Thesen vor:
Ein weiteres Highlight war die Anwesenheit von Katie Stanton , Vice President of Market Development bei Twitter. Sie gab Einblicke zu den Plänen von Twitter außerhalb der USA und speziell zur Büroeröffnung in Berlin: "We choose Berlin because Twitter wants to break walls."
Zudem zeigte sie viele Infografiken, wie deutsche Politiker Twitter mittlerweile nutzen (weltweit sind es insgesamt 38 Staatsoberhäupter) und wie sehr sich große Sportereignisse die Twitternutzung beeinflussen: "Twitter is event driven". Auch interessant, dass zum Beispiel FoxNews in den USA zu den Vorwahlen der Republikaner die Nutzer auf Twitter entscheiden konnten, ob der Kandidat auf eine Frage wirklich antwortet (#answer) oder ausweicht (#dodge).
re:publica 2012 - Social Media in der Bundesregierung
Das Interview mit Steffen Seibert, Regierungssprecher @regsprecher der Bundesregierung war definitiv ein inhaltliches Highlight. Offen gab er zu, mit der Twitternutzung keine klare Strategie zu verfolgen. Immerhin sollte man aber "in Sachen Modernität nicht hinter dem Vatikan zurückstehen." Anfänglich hatte er unterschätzt, wie viel Freude ein eigener Twitter Kanal macht. Aber auch überschätzt, wie viel Zeit es kostet. Mittlerweile hält er selbst Twitterviews ab, in denen ihm User über Twitter Fragen zu aktuellen politischen Themen stellen können. Mit einem offenen und unterhaltsamen Dialog gewann der re:publica Gast die volle Sympathie des #rp12 Publikums.
Fazit: re:publica 2012 - ein digitales Festival
Die re:publica war, ist und bleibt eine der spannendsten und vielfältigsten Veranstaltungen zum Thema Internet in Deutschland. Sie ist weiterhin ein Tummelplatz für Vordenker, Querdenker, Netzaktivisten, Blogger und alle anderen Mitglieder der digitalen Gesellschaft. Auch in diesem Jahr haben es die Veranstalter Spreeblick und newthinking communications geschafft, drei Tage mit einem grandiosen Programm zu einem Highlight im Netz-Event-Jahr 2012 zu machen.
Weitere Recaps zur re:publica 2012 gibt es unter anderem bei:
seonaut.com
livingthefuture.de
leichtscharf.de
wearesocial.de
zeit.de
gruenderszene.de
Grey
t3n
Journelle
- These 1: Das Urheberrecht interessiert deine Mutter nicht!
- These 2: Wir müssen einen Weg finden, dauerhaft mit den 30 Millionen Nichtinternetnutzern klarzukommen.
- These 3: Wir brauchen neue Narrative. Und sie müssen von euch kommen.
- These 3.5: 2012 wird für das Internet das Jahr VOR dem entscheidenden Jahr.