Sind also Content-Marketing-Strategien für den A...bfalleimer, wenn der Content nicht schnell genug konsumiert werden kann? Judith Wilhelm sagt „Nein“ und setzt auf Entschleunigung. Die Leiterin der Online-Kommunikation bei VW präsentiert die Content-Organisation rund um Das Auto.Magazin.
Sowohl in einer Print- als auch einer Online-Variante bietet es jede Menge Hochglanz-Lesestoff für Autointeressierte. Für die unterschiedlichen Märkte hält Wilhelm eine Modul-Lösung bereit: Abhängig von ihren Zielgruppen können die Länder ihre Ausgaben aus verschiedenen Artikeln zusammenstellen und Das Auto.Magazin. sich so auch international „aus einem Guss“ positionieren. Besonders nah am Menschen will VW sein. User Generated Content sei aber nicht geplant – der Premium-Charakter gehe so verloren. Ist das dann überhaupt Content Marketing oder nicht eher Corporate Publishing? Erste Versuche zur Begriffsdefinition werden unternommen: Die Grenzen seien aber fließend. Bedeutungsschwanger: Nutzerorientierter Content bei der Schwenniger Krankenkasse Wer krank ist, geht zum Arzt, wer Fragen hat, ins Internet: Ingo Hermann von der Schwenninger Krankenkasse macht sich den Wissenshunger der Kunden zunutze und füttert Ratsuchende mit Antworten beispielsweise rund um das Thema Gesundheit und Schwangerschaft. Das neu aufgesetzte Portal babyharmonie.de berät, wie Frauen schneller schwanger werden, wann ihre fruchtbaren Tage sind und wie man in der Schwangerschaft gesund lebt. So könne man die Zahl der Frühgeburten verringern – und mit Content-Marketing Geld sparen. Hermann hat aber auch keine Angst über Misserfolge zu sprechen. Die babyharmonie-Facebook-Seite war eine Fehlgeburt und wurde mit nur 47 Fans wieder eingestellt: Die Frauen mit Kinderwunsch wollten sich wohl nicht als solche outen – wer weiß, ob der Chef nicht mitliest?! Kult, Content, Kohle: Wie eine über 60-jährige Ikone die Kassen füllt Der zweite Tag begann mit Liebe: Nichts anderes ist für Frank Wolfram (Agentur Geometry Global) der VW-Bulli, der 1947 das Fließbandlicht erblickte. Da dürften viele mit dem Chief Technologie Officer von EMEA einer Meinung sein, denn die Suchanfragenanalyse zeigt: Das Interesse an dem kultigen Kastenwagen ist ganzjährig-langjährig konstant. Dieses Interesse galt es in die richtigen Bahnen zu lenken. Wolfram bringt derzeit auf der VW-Plattform eine Content-Marketing-Strategie ins Rollen, die abgeht wie SuperPlus im T1-Tank: In einer Timeline lesen Historienkundige oder solche, die es werden wollen die Fahrzeuggeschichte nach. Ein Online-Magazin steuert all die charmanten Hippie-Surf-Grill-Stories in die Bulli-Community hinaus, wo sie gelesen, geteilt und ergänzt werden können. Für Events und Services steht die Unternehmens-Website zur Verfügung. Der VW-Bulli lebt so auch über seinen „Tod“ hinaus weiter: Im Dezember 2013 ging in Brasilien nämlich der letzte T2 vom Band. Der liebevoll arrangierte Content wird Bastler und Nostalgiker darüber hinwegtrösten. Veni, vidi, Video? Der Siegeszug des bewegten Bildes Videokonsum sei im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 30% gestiegen, um 300% der Videokonsum über mobile Endgeräte: Peter Körner, Business Developer von Brightcove, präsentiert in seinem Vortrag über effektives Video-Content-Marketing das ganze Potential des großen Bruders der Fotostrecke – und das ist weit mehr als der Youtube-Kanal. Im Gegensatz zur zweitgrößten Suchmaschine der Welt bieten andere Streaming-Dienste nämlich viele eigene Features: Schrift, Layout, Videogröße und Targeting können individuell an das Unternehmen angepasst werden. Außerdem läuft man bei Videos, die nicht bei Youtube eingebunden sind, nicht so leicht Gefahr, dass der User durch andere Videos abgelenkt wird oder ihm eine billige Parodie in der Verweisspalte die Schau stiehlt. An Beispielen für die vielen Möglichkeiten mangelt es Körner nicht: Von der Video-Stamp der australischen Post, über Kapitelmarken bei Liz Earle mit eingeblendeten Produkten bis hin zum Videoshopping bei Joyus mit authentischer Sharing-Funktion inklusive Produkteinbindung (teilen Sie ein Video auf Facebook – es wird samt Produktvorschlägen eingebunden), gibt es viele Potenziale, die Youtube einem nicht bietet. Doch wer der beliebten Video-Plattform jetzt komplett den Rücken kehren will, dem sei gesagt: Was dem Google-Spross an Charme fehlt, macht er mit seiner ungeheuren Reichweite wett – die man laut Körner durchaus für Awareness-Zwecke nutzen sollte. Interaktiver Austausch und Diskussion statt Frontalbeschallung Was im Content-Marketing zum guten Ton gehört, funktioniert auch bei der größten deutschen Konferenz zum Thema Content: Die Speaker verzichten darauf, Ihre Vorträge vorzubeten und gestalten die beiden Tage nach dem Prinzip "Mitreden statt nur zuhören". Anschauliche Beispiele, unkonventionelle Eselsbrücken und Speed-Networking durchbrechen die eindimensionale Wand an Power-Point-Präsentationen. René Kühn, Geschäftsführer der Contilla GmbH, spielt zur Veranschaulichung von Interaktivität Quizduell mit den Konferenzbesuchern und erreicht 3 von 3 Punkten. Von Ralf Lürsdorf, Leiter des internationalen Musikmarketings der Deutschen Telekom, gibt es Electronic Beats auf die Ohren. Und Maik Rico y Gomez, Geschäftsführer von Park7, beleuchtet Content-Marketing als das vernachlässigte Scheidungskind von Marketing und Vertrieb. In der Podiumsdiskussion ging es zurück an den Anfang: Sprichwörtlich. War schon die Bibel Content? Und ist Content-Marketing die neue Religion im Leben eines jeden Werbetreibenden? Wenn dem so wäre, gebe es einen neuen Gott – nämlich den Kunden. Denn er entscheide, ob etwas ins Himmelreich der Marketer emporgehoben wird oder im ewigen Nirvana verschwindet. [caption id="attachment_14653" align="alignnone" width="1024"]